Stadt Waldshut-Tiengen: Waldshut im 20. Jahrhundert

Cover
Titel
Waldshut im 20. Jahrhundert. Konstanten und Umbrüche seit dem Ersten Weltkrieg


Herausgeber
Stadt Waldshut-Tiengen
Reihe
Geschichte der Stadt Waldshut 3
Erschienen
Lindenberg im Allgäu 2004: Kunstverlag Josef Fink
Anzahl Seiten
240 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Benedikt Hauser

Dass eine kleinere Stadt den Aufwand nicht scheut, ihre eigene Geschichte aufarbeiten zu lassen, verdient gerade heute angesichts knapper öffentlicher Finanzen anerkennende Beachtung, und es wäre wünschenswert, wenn das Beispiel auch andernorts Schule machen würde. Wie der hier zu besprechende Teilband zeigt, darf sich das Unterfangen vom wissenschaftlichen Output her betrachtet sehr wohl sehen lassen, und auch einem breitern Laienpublikum wird – teilweise zumindest – durchaus spannender Lesestoff geboten. Verschiedentlich wird dabei zudem auf die engen Verflechtungen zwischen Waldshut und der Schweiz verwiesen. Das Buch ist somit auch über den engeren Rahmen der Lokalgeschichte hinaus zur Lektüre zu empfehlen.

Den Autoren ist es dabei gelungen, einen zusammenhängenden Überblick über die Entwicklung Waldshuts im 20. Jahrhundert zu vermitteln. Die eigens vorgenommenen Archivrecherchen haben es aber auch erlaubt, bisher Unbekanntes zu rekonstruieren sowie den heutigen Wissensstand besser in den Gesamtzusammenhang einreihen zu können. Besonders wertvoll sind in dieser Hinsicht die Ausführungen zur Industrialisierung und speziell auch über die Lonza von den Anfängen im Ersten Weltkrieg bis zur Stilllegung 1993/94 (Maria Veronika Miltenberger), oder das unvoreingenommen sachlich verfasste Kapitel zu Waldshut im «Dritten Reich» (Christian Ruch), das unter anderem eindrücklich zeigt, wie sich gegen Ende der Nazi-Herrschaft die «Apolitisierung’ zu Apathie und bisweilen auch zu einer aggressiven Stimmung auswuchs» (S. 48).

Gewiss lassen sich am einen oder andern Ort Vorbehalte formulieren: Warum hat man beispielsweise Waldshuts Entwicklung als Fremdenverkehrs- und Ferienort ein eigenes Kapitel gewidmet, während die sicher ebenso wichtige Verkehrsgeschichte nur gestreift wird? Zudem hätte man durchaus auch auf Kontinuitäten über die gängigen Zäsuren hinaus verweisen können. Dass eine Erwähnung von Bundeskanzler Kiesingers Nazi-Vergangenheit in seinem Wahlkreis Waldshut einen CDU-Mann gegenüber einem APO-Demonstranten beinahe handgreiflich werden liess, wäre nicht nur als amüsante Anekdote anzuführen: Ein Hinweis auf die Themenfelder des Umgangs mit der jüngeren Vergangenheit oder des Funktionierens von Beziehungsnetzen vor und nach 1945 hätte hier sicher nichts geschadet. Insgesamt bleibt indessen festzuhalten, dass das Buch sein Ziel erreicht: Das Verständnis für Waldshuts Geschichte wird es ohne Zweifel fördern.

Zitierweise:
Benedikt Hauser: Rezension zu: Stadt Waldshut-Tiengen: Waldshut im 20. Jahrhundert. Konstanten und Umbrüche seit dem Ersten Weltkrieg. Geschichte der Stadt Waldshut Bd. 3, Lindenberg im Allgäu, Kunstverlag Josef Fink, 2004. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 54 Nr. 4, 2004, S. 465-466.

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 54 Nr. 4, 2004, S. 465-466.

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